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Lieblingspullover aus handgesponnenem Garn

Ich habe einen neuen Lieblingspullover und ich hatte versprochen euch noch ein wenig genauer davon zu berichten, sobald ich aus dem Urlaub zurück bin. Ich liebe ihn immer noch genauso, wie an dem Tag, an dem ich ihn das erste Mal angezogen habe. Er ist wundervoll weich, bequem und warm und vor allem von der Faser an in Handarbeit entstanden.

Das blaue Garn aus Falklandwolle, die Lydia mit Indigo für mich gefärbt hatte, habe ich zuerst versponnen. Ich hatte mich entschieden etwas dicker zu spinnen und wollte ein fertiges Garn mit einer Stärke von ca. 14 WPI produzieren. Nachdem ich die grüne Bluefaced-Leicester-Wolle (auch von Lydia gefärbt mit Kamille und Indigo) mit Seide vermischt hatte, habe ich diese genauso versponnen. Zum Spinnen habe ich eine Art halblangen Auszug verwendet und die Fäden mit viel Drall gesponnen – sie sollten ja in Zukunft auch was aushalten können.

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Verzwirnt habe ich die Garne ebenfalls mit viel Drall, so dass die fertigen Garne eher etwas Überdrall hatten, aber schön elastisch waren und einen interessanten Perlgarneffekt hatten. Als drittes in der Runde hatte ich ursprünglich ein Cable-Garn aus handkardierter Merino gesponnen, dass mir dann aber doch nicht gefiel und im späteren Projektverlauf gegen ein dreifädiges Garn aus süddeutscher Merino eingetauscht wurde.

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Alle Garne auf der Leine – wobei ich das weiße später beim Verstricken gegen ein anderes ausgetauscht habe.

Garn-Daten
Blau: Falklandwolle, 2fach, ca. 370 gr. (507m)
Grün: BFL mit Seide, 2fach, ca. 122 gr. (131 m)
Weiß: süddeutsche Merino, ca. 96gr. (290m)

Meine Ravelry-Queue steckt voller interessanter Pullover-Anleitungen, so dass ich nicht lange suchen musste, um etwas zu finden, woran ich mich orientieren konnte (Tea with Jam and Bread von Heidi Kirrmaier). Spontan entschied ich mich dafür keine Maschenprobe zu machen, sondern mich mit Nadelstärke 4 locker an der Anleitung entlang zu arbeiten und dabei Anpassungen vorzunehmen, wenn nötig und gewollt.

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Die ersten Maschen sind neben dem Adventskranz entstanden, sollten aber schon am nächsten Abend wieder aufgeribbelt werden…

Zugegeben, die Taktik war wohl etwas sehr mutig! Den Kragen habe ich nur zweimal gestrickt (der Kragen- und Schulterteil schien mir zu eng zu werden, deshalb fing ich noch Mal von vorne an). Nachdem ich aber mit dem Raglan-Teil fertig war und die Ärmel getrennt hatte, wurde es richtig abenteuerlich. Den Körper bis zu Taille habe ich ganze zwei Mal wieder aufgeribbelt und somit drei Mal gestrickt. Das erste Mal habe ich zu früh mit den Abnahmen angefangen (ich wollte den oberen Teil etwas weiter haben). Beim zweiten Mal merkte ich dann (erst), dass das erwähnte Cable-Garn, von dem ich mir eigentlich einen interessanten optischen Effekt erhofft hatte, doch nicht wirklich zu den anderen Garnen passte. Also wieder zurück, ein drittes Mal los gestrickt und dabei gleich die Abfolge der Streifen geändert, weil mir diese auch nicht wirklich zusagen wollten.

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Der zweite Versuch den Körper zu formen gefiel mir erst ganz gut, aber die Garne wollten doch nicht so recht zusammen passen und nach dem Anrobieren wurde dann doch wieder geribbelt.

Ausserdem hatte das weiße Garn aus süddeutscher Merino eine größere Lauflänge, als die anderen Garne. Daher musste ich mir gut überlegen wie ich dieses einbinden konnte, ohne zu viel rechnen zu müssen (oder geschweige denn doch noch eine Maschenprobe machen zu müssen). Da ich den Teil um die Hüfte ohnehin ein wenig enger haben wollte, so dass ein wenig der Effekt eines Fledermaus-Oberteils entsteht, schien es mir logisch, diesen – den Hüftteil –  in dem weißen Garn ohne weitere Zu- oder Abnahmen gerade zu stricken. Die Theorie ist aufgegangen (wenigstens eine!).

Alle guten Dinge sind bekanntlich 3 und mit dem dritten Anlauf war ich dann auch sehr zufrieden. Und überglücklich war ich, nachdem ich den Pullover gewaschen hatte und endlich tragen konnte.

Pullover-Daten
Nadelstärke 4
Garnverbrauch ca. 460gr.

handspun pullover (4)handspun pullover (3)2015-12-30 handspun pullover

Fazit: Das nächste Mal arbeite ich auf jeden Fall mit einer Maschenprobe – so wie ich es auch in meinen Kursen immer predige.

Fazit 2: Einen Pullover für Erwachsene zu spinnen und zu stricken – bislang hatte ich nur Kinderpullover – ist schmerzfreier als angenommen. Alles in allem ging es sehr schnell, das ganze Projekt hat keine 3 Monate gedauert,  natürlich auch weil ich mit einem recht dicken Garn gearbeitet habe. Aber das Ergebnis gefällt mir trotzdem überraschen gut.

Und die Garne für das nächste Pullover-Projekt sind auch schon fertig gesponnen und angestrickt!

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Frage: Habt ihr schon mal für ein großes Projekt (eine Decke, einen Pullover etc.) gesponnen? Und wenn ja, wie hat es geklappt? Seid ihr über irgendwelche Schwierigkeiten gestolpert?

  1. Hallo Chanti,

    was für ein toller Pullover und ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass es Dein Lieblingspulli geworden ist. Steht Dir ausgezeichnet. 🙂
    Ein bisschen habe ich mich in Deiner Beschreibung zur Entwicklung/Fortschritt des Pullovers selbst wieder gefunden. Gewöhnlich habe ich eine Idee im Kopf und stricke drauflos und ribbel und stricke neu usw… 😉
    Du fragst nach eigenen Großprojekten. Ich habe für meine Mama im letzten Herbst 200g schöne Fasern (Kammzug Wolle und Seide, fertig eingefärbt) gekauft und diese versponnen. Und daraus für meine Mama eine Weste zum Geburtstag gestrickt. Dazu muss ich sagen, dass ich überhaupt keine Ahnung habe was man berücksichtigen, berechnen muss wenn man selbst Wolle für ein Projekt spinnt. Auch mit der Lauflänge zählen habe ich das nicht so. Verliere da immer schnell die Lust und mache frei Schn… 😉 Kurzum, ich war mit dem gesponnenen Garn zufrieden und fange mit stricken an. Hatte die Maße meiner Mama und habe diesmal mit Maschenprobe mir die Maschenanzahl errechnet. Das Garn wurde (da noch blutiger Anfänger) relativ dick – wusste da noch nicht wie man die Garnstärke misst – und habe mit Nadel Nr. 8 gestrickt. Als ich mit dem Rückenteil fertig war und das erste Vorderteil zum Ende ging, dachte ich das meine Wolle evtl. doch nicht reicht. Also noch mal 200g bestellt und versponnen. Das Ergebnis war total toll und meine Mama war happy! 😉
    Zu Weihnachten habe ich dann von meiner Tochter 500g ganz super weiche Fasern in Aubergine bekommen. Die habe ich diesmal etwas dünner (übe noch) versponnen (naja fast) und diesmal stricke ich mir eine Weste. Das Modell habe ich mir auch wieder selbst ausgedacht und stricke es tailliert mit Ajourmuster am Saum, so dass der Abschluss unten Spitzen hat. Es macht soooo viel Spass!!! 😉
    Wünsche Dir einen tollen Abend und liebe Grüße,
    Sabine

  2. Christine Schaum

    Hallo Chanti

    Dein Pulli ist die Wucht, gefällt mir besonders durch das Raglan, das ich früher immer für Kinderkleidchen für meine Süße gestrickt habe. Dies wollte ich eigentlich auch für Erwachsenen-Pullis mal wieder einsetzen, habe ich aber noch nicht wirklich damit befasst, da ich momentan eine Jacke von meinen „Bleu du Marne“ Schafen aus der Bretagne für meinen Mann stricke. Nun ist es mir blöderweise passiert, dass ich nicht mehr genügend Wolle hier in Deutschland hatte, ich also einen Kompromiss probieren musste, denn die versponnene Wolle, die ich hier noch hatte , war von einem „Ostfriesen“ und hatte im Gegensatz zu dem eher weißen, leicht bläulichen Garn , einen Gelbstich.
    Da ich dann von Dir die schöne weiße Polwarth gekauft habe und versponnen, hab ich einfach diese mit der Ostfriesen verzwirnt und,….es passt glaub ich prima!Heute Abend lege ich dann los, den letzten Ärmel zu frickeln.
    Ich bin mal auf das Endergebnis gespannt, das wird auf jeden Fall eine „all round“ Jacke aus 3 verschiedenen Schafen!!!HIHI
    Ich hätte aber liebend gerne noch von der Polwarth Wolle für einen Pullover.
    Also, wenn Du genügend Wolle dieser Güte noch in Deinem shop hast, schick sie mir bitte.
    Alles Liebe nach Bonn

    Deine Christine

    • Das klingt ja auch interessant. Die Jacke wird sicherlich klasse. Im Moment habe ich nicht mehr wirklich viel Polwarth da, aber es kommt bald eine neue Lieferung!

  3. Christine Schaum

    Hallo Chanti

    Dein Pulli ist super schön, sieht so aus, als wäre er „von oben“ gestrickt mit Raglan. Das liebe ich!!! Früher habe ich alle Kinderkleidchen für meine Süße auf diese Weise gestrickt, leider hab ich das mit der Maschenzahl vergessen -hab mich aber ehrlich gesagt auch noch nicht so wirklich damit befasst.
    Zur Zeit stricke ich von den Schafen aus der Bretagne (Bleu du Marne) , sehr weiß mit mem zarten Blaustich, für meinen Mann eine Jacke.Nun ist es mir leider passiert, dass ich doch mehr Wolle noch gebraucht hätte , habe aber nur noch Fasern bzw. Gesponnenes vom Ostfriesischen was weiß ich was für einem Schaf hatte und deshalb habe ich neulich diese weiße fluffige Wolle von Dir gekauft, diese mit der gelblicheren verzwirnt, und was soll ich sagen, prima geworden. Heute Abend kann ich dann loslegen,den letzten Ärmel zu frickeln.Bin mal gespannt, wie mir das alles gelingt???
    Von der Wolle ,
    Liebe Grüße nach Bonn

  4. Hallo Chanti,
    ich habe auch gerade meinen ersten Pulli aus selbstgesponnener Wolle fertig. Merino 16 mic. in Grau und hellgrau (fast weiß),auch etwas dicker gesponnen. Suuuuperweich und kuschelig. Deiner gefällt mir sehr gut, besonders die Farbkombi.
    Ich hab bisher nur Tücher und Schals aus selbstgemachter Wolle gestrickt aber ich hab schon wieder Wolle für einen Pullover auf dem Rad 🙂
    Liebe Grüße Kerstin

  5. marilizama

    Hallo Chanti,
    mir gefällt dein Pullover auch super, wunderschöne Farben hast du da versponnen.
    Im Februar 2013 hab ich mit dem Spinnen angefangen (Handspindel). Nach den ersten 500 g Schafwolle hab ich mir Kaschmir gekauft (von Wollknoll, supergünstig war das)und diese 500 g auch mit der Spindel gesponnen und noch verzwirnt 🙂 Da ich nicht soooo viel Zeit hatte und das Kaschmir nicht so leicht zu verspinnen war habe ich 6 Monate gebraucht. Nun hatte ich ca. 450 g reine Kaschmir-Wolle 🙂 Und daraus hab ich mir einen Pulli gestrickt, ungefärbt, Schnitt einfach glatt rechts, von unten … ohne Anleitung (ich stricke schon lange). Leider ist er bißchen kurz, aber ich liiiiiiiebe ihn 🙂
    Sehr schade, daß Wollknoll diese Wolle nicht mehr hat 🙁
    Das Spinnen habe ich durch deine Videos gelernt … manches mache ich noch mit der Spindel (sehr feine dünne Garne), aber natürlich hab ich inzwischen ein (paar) Spinnrad(räder) 😉
    LG Marita

  6. marilizama

    PS: Die Wolle für den Pulli habe ich mit Nadeln Nr. 4 verstrickt 🙂

  7. Hi Chanti,
    ich habe seit letztem Jahr ein Kardierbrett. Da hab ich das erste mal richtig profi-mäßig gerechnet und verschieden gefärbte Merinowollen (insgesamt 750g) zu fast gleichfarbigen Rolags verwandelt. Das hat Spaß gemacht. Nun bin ich dabei, diese nach und nach zu verspinnen, versuche dabei halbwegs gleichmäßig zu bleiben. Da ich nur sechs Spulen habe, muss ich natürlich auch zwischendurch zwirnen. Das gaht ja (dank deines Videos gelernt) mit Zählen recht gleichmäßig. Trotzdem hab ich am Ende der nun fertigen ersten zwei Knäuel bereits ziemliche Unterschiede in der LL (203m bzw. 263m /100g). Rein optisch sieht man das kaum, wie ich finde. Bin gespannt, wie sich das dann im Pullover macht, der es mal werden soll. Aber schlussendlich soll man ja auch sehen, dass alles Handarbeit war. 🙂

  8. Hey Chanti,

    so schöner Pulli und Farben stehen dir superbstens!

    Ich kann die Freude über einen selbstgesponnenen sehr verstehen. Ich hab letztes Jahr gleich aus der ersten Wolle, die ich selbst gefärbt und gesponnen habe, einen Pullover gestrickt – auch mein allererster Pullover überhaupt. Die Wolle hatten Freunde übrig, nicht besonders weich, teilweise voll filzig, aber zum ersten Probieren ganz praktisch. Ich habe einen Verlauf kadiert aus ungefärbter Wolle und mit Brennessel und Lapachotee gefärbten Vliesen, die gesponnen und dann mit ungefärbter Garnrolle verzwirnt. Das fertige Garn war ganz unterschiedlich dick und dünn (eben Spinnanfängerin) aber wurscht, ich habe mit einer 6er Nadel zuerst eine Mütze gestrickt, die mir total gefallen hat. Sie galt dann quasi als Maschenprobe und ich hab dann einfach drauflos gestrickt, ohne viel zu rechnen und das Ganze wie einen Islandpullover gearbeitet, also von unten in Rdn gestrickt. Die Arme wurden extra gearbeitet und dann mit auf die Rundstricknadel genommen, dann hoch bis zum Hals, armholes vernähen und fertig. Ich bin immer noch ganz stolz drauf und der ist so schön warm bzw. auch ein echter Wetterschutz. Ziehe manchmal nur ein Vlies drunter und kann ohne Jacke raus.
    Ein paar Eindrücke vom Prozess und Bild vom Pullover:
    http://reskilling.wideatheart.de

  9. Hallo! Ich spinne selber und habe langsam so keine Idee mehr was ich mit der Wolle machen soll. Daher mein zögerlicher Gedanke…Pullover??
    Was mich bei allen Anleitungen irritiert: wieso wird immer eine Grammzahl der Wolle angegeben? Wieso nicht die Länge des Fadens?
    MfG

    • Hallo liebe Ina, das liegt daran, dass sich die Lauflänge je nach Material und Spinntechnik sehr unterscheiden kann. Andererseits ist das Gewicht des Garns alleine natürlich auch wenig aussagekräftig. Am besten ist es in der REgel du orientierst dich erst einmal an der Garnstärke, zum Beispiel anhand der angegebenen Originalgarne bzw. Anhand der Nadelstärke. Wenn du die Lauflänge von deinem passenden Garn weißt, machst du eine Maschenprobe, wäschst diese und wiegst und misst sie. Dann weißt du zum Beispiel wie viel Gramm und damit auch wie viele Meter du für 10x10cm Stoff brauchst. Das kannst du dir dann hoch rechnen auf ein ganzes Kleidungsstück.
      Ich hoffe das hilft ein wenig. Ganz liebe Grüße, Chanti

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