Garnarten Tipps und Tricks

Garnpolitur: handgesponnene Garne entspannen und nachbearbeiten

Handgesponnene Garne zu entspannen und nachzuarbeiten gehört für mich genauso zum Prozess, wie das Spinnen und Zwirnen selbst. In diesem Video stelle ich euch verschiedene Möglichkeiten vor und erkläre den Sinn hinter unterschiedlichen Entspannungs- und Nachbearbeitungsmethoden.

Haspeln und Abbinden

Vor der Garnpolitur sollte das Garn zu einem Strang gewickelt und gut abgebunden sein, damit die Fäden nicht durcheinander geraten können.

Entspannen

Das Entspannen des Garns sorgt dafür, dass der Drall sich setze und bei verzwirnten Garnen ausgleichen kann. Das Garn entwickelt sich praktisch wie ein Foto. Wollfasern können sich außerdem zusammenziehen und dabei ggf. etwas aufpuffen.

Wasserbad

Eine Möglichkeit ist ein Wasserbad. Das Wasser sollte warm sein, damit es leicht zwischen die Fäden und Fasern dringen kann. Da Wolle von wasserabweisend ist, sollte man dem Garn zumindest 30 Minuten Zeit geben, um gründlich einzuweichen. Wenn ihr mögt, könnt ihr etwas Fibre Rinse oder Essig in das Bad geben, beides wirkt wie eine Haarspülung und lässt das Garn etwas geschmeidiger werden. Seife oder Waschmittel würde ich nur hinzugeben, wenn das Garn wirklich gewaschen werden muss.

Nach dem Wasserbad könnt ihr das Garn vorsichtig ausdrücken und dann weiter bearbeiten oder direkt zum Trocknen aufhängen.

Dampfbad

Wolle ist weniger resistent gegen Wasserdampf, daher kann sie sich in einem Dampfbad schneller entspannen, ausgleichen und entwickeln. Für ein Dampfbad kann man einen Topf mit etwas Wasser füllen, diese zum Kochen bringen und ein Sieb mit dem Garn einhängen und abdecken. Man kann auch einen Dampfgarer verwenden. In der Regel reichen 15 Minuten aus.

Ihr solltet das Garn etwas abkühlen lassen, bevor ihr es aus dem Dampfbad holt. Danach könnt ihr es gleich weiterbearbeiten.

Singlegarne

Um Singlegarne zu stabilisieren, kann man sie abwechselnd kurz in heißen und kalten Bädern einweichen. Alternativ kann man sie kalt ausspülen und dann in ein vorgeheiztes Dampfbad legen. So entspannt sich der Drall und gleichzeitig filzt die Garnoberfläche ein wenig, so dass das Garn reißfester wird.

Nachbearbeiten

Durch Nachbearbeiten könnt ihr noch einmal Einfluss auf die Eigenschaften und die Optik eures Garns nehmen. All die vorgestellten Techniken können theoretisch frei miteinander kombiniert werden.

Schleudern

Durch das Schleudern eines Garns mit der Hand unterstützt ihr den Drallausgleich des Garns. Darüber hinaus holt ihr etwas mehr Feuchtigkeit aus dem Garn, so dass es später schneller trocknet. Haltet den Strang an einem Ende fest und dreht ihn so schnell wie möglich. Dreht den Strang zwischendurch und haltet ihn immer mal wieder an einer anderen Stelle fest, damit der Drall sich gleichmäßig verteilen kann.

Strecken

Soll das Garn seine Struktur möglichst behalten und sich so wenig wie möglich verändern kann man es ein wenig strecken. Der Garnstrang wird um die Hände gelegt und ruckartig mehr oder weniger stark gespannt. Das wiederholt ihr mehrmals, wobei ihr den Strang zwischendurch dreht, so das er gleichmäßig bearbeitet wird. Das unterstützt den Drallausgleich und hilft womöglich überflüssigen Drall etwas zu minimieren. Und der Strang wird etwas ordentlicher.

Schlagen

Um ein Garn etwas mehr aufzufluffen, kann man es schlagen. Das führt auch dazu, dass es an der Oberfläche etwas fusseliger wird. Haltet den Strang an einem Ende fest und schlagt ihn mit voller Kraft auf eine flache Oberfläche, also an die Wand, auf einen Tisch oder ähnliches. Eine raue Oberfläche verstärkt den Effekt.
Auch wird der Strang zwischendurch gedreht, damit alle Stellen zumindest einmal aufschlagen.

Das Schlagen ist extrem schwierig bildlich fest zu halten

Bügeln

Singlegarne oder auch stark verdrehte Garne können zusätzlich im feuchten Zustand gebügelt werden. Dazu verwendet ich ein Dampfbügeleisen. Legt das Garn so flach wie möglich auf einem Bügelbrett aus und breitet es etwas aus. Legt das Bügeleisen darauf und streckt das Garn mit freien Hand ein wenig.
Der Dampf filzt das feuchte Garn ein wenig an, wie oben unter Singlegarne beschrieben. Zusätzlich kann etwas Drall entweichen, wenn das Garn sich unter dem Bügeleisen etwas aufdrehen kann. Also das Bügeleisen nicht zu fest auflegen und auch nur ein wenig spannen, so dass das Garn Raum hat, um sich zu bewegen.

Trocknen

Fertig bearbeitete Garne können zum Trocknen ausgelegt werden. Achtete darauf, dass die Luft gut zirkulieren kann, damit sie gleichmäßig trocknen. Ich lege Stränge gerne möglichst flach auf einen Wäscheständer, damit sich nichts mehr verziehen oder verändern kann.

Hier ein Vergleich der im Video behandelten Garne vor und nach der Garnpolitur:

  1. Katja Lührs

    Hallo Chanti,
    ich habe mich getraut mit meiner Wolle aus die Hauswand einzuschlagen. Ich glaube es ist gut geworden.😀 danke für das Video.

    Liebe Grüße
    Katja Lührs

Schreibe einen Kommentar zu chantimanou Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert