Faserlexikon

Faserlexikon: Hundefasern

Wer meinen Instagram-Account und meinen Podcast verfolgt, weiß schon, dass ich in den letzten Wochen viele Hundefasern versponnen habe, um ein Video über dieses besondere Material machen zu können. Das Video findet ihr ganz unten unter diesem Artikel.

Den Wunsch habe ich tatsächlich schon länger von euch gehört. Hundefasern scheinen immer interessanter zu werden. Und es ist auf jeden Fall ein spannendes Spinnmaterial – wenn auch nicht unbedingt das einfachste.

Vorweg: Anfängern, die gerne die Wolle ihrer Vierbeiner verarbteiten möchten, würde ich immer empfehlen, erst Mal mit Schafwolle zu üben. Hundefasern können mit viel Übung ein wirklich schönes Garn ergeben, aber nimmt man schwierig zu spinnende Fasern, wie diese, zu früh vor, kann es sein, dass man von dem Ergebnis enttäuscht ist und dann gleich aufgibt. Das wäre ja schade!

Die Faser

In der Regel lässt sich nur die ausgekämmte Unterwolle von eher langhaarigen Rassen verspinnen. Die Fasern sind sehr fein, weich und glatt. Das macht sie so schwierig zu verarbeiten und zu spinnen.

Die Deckhaare der meisten Hunderassen sind eher hart und würden das Garn kratzig machen. Geschorene Haare eignen sich genau so wenig, weil die Schnittkanten in der Regel das Garn noch kratziger machen.

Natürlich ist jede Rasse anders, manche Sorten haben feinere Unterwolle als andere. Aber alle sind viel feiner als Wolle und sind eher glatt. So dass sich die Verarbeitung meiner Meinung nach dennoch ziemlich gut verallgemeinern lässt.

Die Verarbeitung

Ich finde es am einfachsten Hundefasern zu kardieren. Sehr vorsichtig und immer nur in kleinen Mengen, weil die Fasern sehr stark fusseln. Es geht sowohl mit Handkarden als auch Kardiergeräten mit einer Benadelung von 72ppi aufwärts. Ich zeige euch auch beide Varianten im Video. Ich wasche die Fasern übrigens nicht vor dem Kardieren und Spinnen, weil sie so extrem fein sind. Dafür gebe ich ein wenig Shampoo oder mildes Faserwaschmittel in das Entspannungsbad.

Da die Fasern so leicht auseinanderfallen, ist es sinnig daraus vorsichtig gut eingedrehte Rolags zu machen. Das macht das Spinnen um einiges einfacher.

Grundsätzlich kann man längere Unterwolle im kurzen Auszug spinnen. Es braucht nur viel Kontrolle und viel Drall. Spinnt ihr mit einem Spinnrad, sollte der Einzug möglichst niedrig eingestellt sein, damit euch die Fasern nicht aus der Hand gezogen werden.

Leichter und bequemer finde ich es die Unterwolle im langen Auszug zu spinnen. Ebenfalls mit viel Drall gesponnen, gibt sie so ein fluffiges Garn, was den Fasern an sich sehr entspricht. Für welche Technik ihr euch entscheidet hängt natürlich auch von euren Fähigkeiten und den speziellen Fasern ab. Wenn ihr den langen Auszug probieren wollt, dann übt erst mit Wollfasern, bevor ihr euch an die Hundefasern macht.

Egal wie ihr spinnt, es wird fusselig. Also zieht euch ruhig eine Schürze an, wenn ihr nicht wollt, dass die Hälfte der Fasern auf eurer Hose oder eurem Rock kleben bleibt.
Verzwirnt wird ebenfalls mit viel Drall, um dem Garn ausreichend Stabilität zu geben!

Abschließend werden die Garne gebadet und dabei kann etwas Teebaumöl in das warme Einweichwasser gegeben werden, um den Hundegeruch zu neutralisieren. Wie oben schon beschrieben, gebe ich in das Entspannungsbad noch etwas Shampoo oder mildes Faserwaschmittel, z.B. Unicorn Fibre Wash, um ggf. Schmutz und Staub zu entfernen.

Das Garn

Die fertigen Garne lassen schon erahnen wie strickstücke daraus aussehen können. Die sind häufig schon fusselig und weisen dadurch einen starken Schimmer an der Oberfläche auf. Manche Garne sind glänzender, andere matter. Das hängt von der Hunderasse ab.

Verstrickt kommen die Fasern noch einmal mehr raus und geben einen richtigen Mohaireffekt. Das spendet natürlich wärme, bedeutet aber auch, dass nicht jeder die Garne auf der Haut tragen kann. Ich zum Beispiel bin eher kitzelempfindlich. Ich kann so gut wie jede Wolle, auch wenn sie noch so rau ist, auf der Haut tragen. Aber Alpaka, Angora, Hund fällt mir eher schwer!

Ich würde sagen Hundefasern eignen sich durchaus für Mützen, Pulswärmer, kleine Schals etc., wenn man die Fasern auf der Haut tragen kann. Wenn nicht kann man aber auch Westen, Kragen oder vielleicht sogar Kissenbezüge daraus machen. Dekorativ ist der Schimmereffekt allemal und warm sind die Garne auch!

Habt ihr schon Mal Hundefasern versponnen? Oder habt ihr vielleicht einen Vierbeiner mit dessen Unterwolle ihr es mal probieren wollt?

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  1. Hallo Chanti, vielen Dank für diese wertvollen Tipps und Tricks! Bisher habe ich die Wolle von meinem Großspitz spinnen lassen. Vor ein paar Wochen ist hier nun ein Spinnrad eingezogen und ich übe daran noch mit Merinowolle. Nebenbei versuche ich nun einen Karton voll Rohfasern zu kardieren. Mal sehen, wie lange ich dazu brauche 🙂
    Grüßle Silke mit Charlie

    • Liebe Silke, lieben Dank für das nette Feedback. Toll, dass du demnächst selbst Charlies Wolle spinnst. Es braucht sicher etwas Übung, aber du schaffst das ganz bestimmt. Hab ganz viel Spaß bei allem was du tust, liebe Grüße, Chanti

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