Ich habe mir über Kleinanzeigen 3 alte Spinnräder gekauft und möchte gerade den Anfängern unter euch an Hand derer gerne zeigen, worauf man achten kann, wenn man alte/antike/gebrauchte Spinnräder kauft – vor allem dann wenn man eventuell noch nie vorher mit einem Spinnrad gearbeitet hat. Im Video zeige ich euch meine Räder und wie ich sie begutachtet und ausprobiert habe und weiter unten findet ihr darüber hinaus noch eine Checkliste, die euch helfen soll selbst Räder auf Herz und Nieren zu testen.

Anfanger*innen und „antike“ Räder

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich in der Regel keine „antiken“ Noname Räder für AnfängerInnen empfehle. Dieses Video und der Artikel sollen eine Hilfestellung sein, falls es nicht anders geht oder ein solches Rad unbedingt gewünscht ist.

Man kann aber auch mit Handspindeln günstig und einfach anfangen und sehr viel schaffen!

Definiere „Gebraucht“ und „Alt“

Man kann gebrauchte Räder in drei Gruppen aufteilen:

  1. Moderne gebrauchte Räder: Wenn ein Markenname angegeben ist (Ashford, Louet, Kromski etc.), sucht online nach dem Hersteller, um sicher zu gehen. Moderne Räder haben den Vorteil, dass man recht leicht an Ersatzteile und Zubehör kommt. Bei diesen Rädern kann man nicht viel falsch machen.
  2. Alte „markenlose“ Räder: Räder, die häufig länger als Deko in einer Wohnung standen, oder auf einem Dachboden oder oder oder. Ob es Dekoräder sind oder nicht, muss man häufig testen.
  3. Antike Räder: Diese sind häufig nur noch in Teilen vorhanden oder sehen aus als würden sie gleich zusammen fallen. Es kann durchaus sein, dass sie mal gut funktioniert haben. Aber gerade weil sie viel verwendet wurden und eventuell sogar über längere Zeit, sind sie häufig nicht mehr ganz vollständig oder sehr sehr pflegebedürftig. Man kann diese Räder häufig gar nicht testen, sondern müsste sie erst zumindest ein wenig restaurieren.

Ich beschäftige mich hier vor allem mit alten „markenlosen“ Rädern. Ich habe mir Räder ausgesucht, die auf den ersten Blick in den Anzeigen vollständig erschienen.

Fotos beurteilen

Worauf ich achten würde, wenn ich mir die Fotos eines Spinnrads anschaue:

  • Schwungrad vorhanden und intakt
  • Pedal vorhanden und im besten Fall mit dem Schwungrad verbunden
  • Flügel intakt (beide Arme vorhanden, Haken vorhanden)
  • zumindest eine Spule vorhanden (liegt im Flügel auf der Achse)
  • Funktion (zweifädig, einfädig, Bremse)

Ob ein Antriebsriemen vorhanden ist, ist nicht ganz so wichtig. Diesen kann man leicht selbst machen mit einer Schnur und häufig sind vorhandene Riemen ohnehin sehr ausgeleiert oder marode und müssen bald ersetzt werden.

Das Vorhandensein dieser Komponenten sagt noch nichts über die Funktion des Rades aus, aber zumindest sind sie schon Mal ein guter Anfang. Der nächste Schritt ist immer das Rad vor Ort zu testen.

Zum Testen mitbringen

  • Schnur (z.B. Metzgerschnur oder Baumwollkordel): zum Beispiel um einen Riemen zu ersetzen oder einen Leitfaden an die Spule zu binden
  • Garnrest: zum Testen der Spinnfähigkeit
  • Öl (Maschinenöl, Nähmaschinenöl, Bremsenschmiermittel etc.): um ggf. zumindest die Achse zu ölen auf der die Spule läuft, damit sie sich gut drehen kann
  • Häkelnadel oder ein vergleichbarer Haken: Um den Faden durch die Einzugsöffnung am Flügel zu ziehen

Checkliste zum Spinnrad-Test

  1. Flügel und Spule:
    Was wird angetrieben, Spule, Flügel oder beides?
    Kann der Flügel sich drehen?
    Hat der Flügel Haken?
    Kann die Spule sich frei drehen?
    Bei zweifädigen Rädern: Sind die Rillen für den Antriebsriemen unterschiedlich tief?
  2. Spannung/Bremse:
    Zweifädig: Kann man die Flügelhalterung mit Hilfe einer Schraube bewegen, um den Antriebsriemen zu spannen?
    Einfädig: Gibt es eine Flügelbremse (wenn die Spule angetrieben wird) oder eine Spulenbremse (wenn der Flügel angetrieben wird)?
    Hinweis: Es gibt kaum bis gar keine alten markenlosen spulengebremsten Räder! Wenn das Rad eine Rille am Flügel und eine an der Spule hat, aber keine Möglichkeit die ganz Flügelhalterung zu verstellen (wie bei einem zweifädigen) fehlt, ist es entweder ein seltenes spulengebremstes Rad oder ein nutzloses Dekorad.
  3. Flügelhalterung/Spulenwechsel
    Kann man den Flügel abnehmen?
    Kann man die Spule abnehmen? (Wichtig zum Ölen der Achse und zum Wechseln der Spulen)
  4. Schwungrad/Pedal
    Ist das Pedal beweglich mit dem Schwungrad verbunden?
    Kann man das Rad durch Treten in Betrieb halten?
    Tipp: Eventuell auf unterschiedlichen Untergründen (Holzboden, Teppich, Tuch) testen.
    Wie schnell muss man treten, um es in Betrieb zu halten (je schneller, desto schwieriger wird es damit spinnen zu lernen).
  5. Spinntest Einzug/Drall:
    Kann man den Faden leicht durch die Einzugsöffnung fädeln?
    Kann der Faden leicht über die Haken gleiten?
    Wie groß sind die Haken?
    Zieht das Rad ein und wickelt den Faden auf?
    Verdreht das Spinnrad den Faden (bzw. dreht es das Testgarn auf)?

(Alle Ja/Nein-Fragen in dieser Liste, sollten mit Ja beantwortet werden können.)

Weiterführende Links

Zweifädige Spinnräder bespannen https://chantimanou.de/zweifaediges-spinnrad/

Spinnräder pflegen und warten https://chantimanou.de/spinnrad-reinigen-pflegen-warten/

3 Übungen für Anfänger am Spinnrad https://chantimanou.de/3-uebungen-fuer-spinnrad-anfaenger/

  1. Dietmar Rattensperger

    Guten Tag, ich besitze ein altes Spinnrad mit zwei nebeneinander liegenden Spindeln. Weiß nicht wie alt dies sein könnte und kann auch keine Beschreibung dieses Typs finden. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.
    Mit freundlichem Gruß
    Dietmar Rattensperger

    • Hallo Dietmar, man nennt diese Räder heute tatsächlich Hochzeits-Rad, witzig oder. Wahrscheinlich sind es in der Regel Flachsräder. Von einem Rocken kann man Flachs auch mit einer Hand spinnen und somit ist es mit Übung auch möglich zwei Fäden gleichzeitig zu spinnen. Ich hoffe das hilft dir weiter. Ganz liebe Grüße
      Chanti

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