Eigentlich habe ich das Projekt, das ich euch heute vorstellen möchte, schon vor einiger Zeit fertig gestellt. Und manche von euch konnten meinen Webschal schon in Videos oder sogar live bewundern – vielen Dank ĂŒbrigens fĂŒr die vielen netten Kommentare und Komplimente, die ich von manchen von euch erhalten habe. Heute möchte ich euch von der Geschichte dieses Schals erzĂ€hlen, die nicht ganz gerade verlief.
Angefangen hat alles mit ca. 600 gr. Bluefaced Leicester-Kammzug, den ich in vier Portionen unterschiedlicher Menge aufgeteilt und mit Ashford-Farben gefĂ€rbt habe. Blau, TĂŒrkis, GrĂŒn und Braun. UrsprĂŒnglich mit einem klaren Ziel, denn wir wollten in der Ravelry-Gruppe zusammen den Sari von Kieran Foley spinnen und stricken. Ich hatte alles genau durchgeplant. Wie viel LauflĂ€nge ich fĂŒr welchen Verlauf brauche, wieviele Abstufungen usw. Also machte ich mich ans Werk.
Aus den gefĂ€rbten KammzĂŒgen habe ich mit dem KardiergerĂ€t vier verschiedene mehr oder weniger kontrastreiche FarbverlĂ€ufe kardiert. Die oberen VerlĂ€ufe Blau zu GrĂŒn sind eher schwach erkennbar, aber im fertigen Schal durchaus sichtbar. Die BraunverlĂ€ufe sind dagegen um einiges kontrastreicher und haben einen klaren Akzent in das ganze Projekt gebracht.
Ich kann bis heute kaum glauben, dass ich den GroĂteil dieses Riesenprojekts tatsĂ€chlich mit der Handspindel gesponnen habe – beziehungsweise nicht mit einer, sondern mit einer Menge Handspindeln. Anfangs habe ich auch ein paar Meter am Spinnrad gesponnen. Doch gerade im Sommer war viel los, ich war viel unterwegs und hĂ€ufig ohne Spinnrad. Da wĂ€re ich ohne Spindeln gar nicht so weit gekommen.
TatsĂ€chlich hat es knapp 4 Monate gedauert  bis alle Garne wirklich fertig waren. Ich habe jede Farbabstufung fĂŒr sich gesponnen und verzwirnt. Aus jeder Farbe ein eigenes KnĂ€uel gemacht. Das alles natĂŒrlich immer noch mit dem Sari im Hinterkopf, der ja eigentlich aus diesen Garnen entstehen sollte.
Eigentlich! Und uneigentlich?
Zu dem Zeitpunkt als die Garne fertig waren, im Juni 2015, hatte ich den Webrahmen wieder fĂŒr mich entdeckt und wollte weben, experimentieren und lernen.
Der Sari ist ein wunderschöner Schal und eine Herausforderung selbst fĂŒr erfahrene Stricker. Doch er hatte seinen Reiz fĂŒr mich verloren – nicht etwa weil ich die Herausforderung mit Links gemeistert hĂ€tte (hĂ€tte ich bestimmt nicht!!!), sondern eher weil mein Interesse eben gerade in anderen SphĂ€ren wanderte.
Ich wollte weben!
Nach einigem Hin- und HerĂŒberlegen schnappte ich mir also die insgesamt 1829m Garn (552gr.) und rechnete hin und her, um ein Webprojekt daraus zu machen. Nachdem ich bei den Projekten zuvor mehr oder minder „drauf los“ gewebt hatte, wollte ich es richtig machen. Das Ziel war so viel wie möglich von dem Garn einzusetzen, um eine maximale LĂ€nge und Breite zu erreichen (…dafĂŒr hab ich echt ne Menge gerechnet!)
Kurze Zeit spÀter, genauer gesagt Ende Juni, begann ich das erste Mal eine Kette auf meinem neu erworbenem gebrauchten SchÀrrahmen vorzubereiten und bespannte meinen Kircher-Webrahmen (der mittlerweile ein neues zu Hause gefunden hat).
FĂŒr die Kette habe ich zwei FarbverlĂ€ufe verwendet: Braun bis Blau und Blau bis TĂŒrkis. Den SchuĂ habe ich dann im Ă€hnlichen Verlauf gewebt, von Braun ĂŒber Blau/TĂŒrkis bis hin zu klarem GrĂŒn.
Die Farben haben sich natĂŒrlich vermischt und so ist ein ganz interessanter einzigartiger Verlauf entstanden.
FĂŒr das Weben habe ich etwas ĂŒber einen Monat gebraucht  —– na, wer hat aufgepasst? Richtig, fertig gewebt war der Schal somit schon Ende Juli. Ja das ist schon etwas her….
…ich war wohl erstmal ein wenig ĂŒberfordert von dem Ergebnis und was ich nun daraus machen sollte.
210cm x 48cm (nach dem Waschen) – soooo viel Stoff!
Ich war so angetan von der Tasche, die ich aus meinem vorherigen und ersten gröĂeren Webprojekt gemacht hatte, dass ich mich selbst unter Druck setzte. Ewig lag der „Stoff“ auf meinem Arbeitstisch und wartete auf meine glĂ€nzende Idee
– die nicht kam!
Zwischendurch hatte ich ihn sogar in der Hand, steckte mit Nadeln Möglichkeiten ab – eine lockere Weste vielleicht? Oder sogar eine Jacke? Oder eher eine Art Poncho?
Es brauchte eine gute Freundin, die zu Besuch war (einen GruĂ an die liebe Gnomenhexe), um mich davon zu ĂŒberzeugen, dass das kein Stoff sei, sondern eine fertige Stola!
Und dass ich eigentlich nichts mehr machen mĂŒsste (abgesehen von den vielen Fadenenden, die noch zu vernĂ€hen waren).
Gut, ich gestehe, ich brauchte noch Zeit um den Gedanken reifen zu lassen, vor allem weil mir die Kanten nicht gefielen. Doch schlieĂlich setzte ich mich irgendwann an die NĂ€hmaschine, nĂ€hte alle Kanten um (was es nicht wirklich besser gemacht hat, aber hey…) und schwups war ich glĂŒcklich.
Und richtig glĂŒcklich war ich, als ich anfing die Stola, den Schal, Maxi-Schal oder wie auch immer man sie/ihn bezeichnen mag, als solche/n zu akzeptieren und tatsĂ€chlich zu tragen. Heute ist es eines meiner absoluten LieblingsstĂŒcke! Ich möchte ihn (den Schal) nicht mehr missen und ich bin froh, dass ich ihn einfach so gelassen habe wie er geworden ist – nach der ohnehin schon langen Reise.
Warm, schmeichelnd, bezaubernd.
Fantastic job!
Thank you so much!
Ganz groĂartige Stola, wunderhĂŒbsch und nun das Ganze nochmal von vorn fĂŒr den Sari…lach…
Danke dir đ
wow, ist das toll! So etwas schwebt mir auch schon lĂ€nger vor, ich habe bei Ravelry ein Projekt gesehen, bei dem jemand aus 3 solcher „Schals“ eine groĂe Decke gewebt hat. Der absolute Wahnsinn!
Das ist natĂŒrlich auch eine tolle Idee! Das geht eigentlich ziemlich fix (weben geht ja flott im VerhĂ€ltnis zum Stricken).
Liebe Chanti, deine Stola/dein Schal ist dir super gelungen. Da passt alles. Kein Wunder, dass sie/er schon zu einem deiner LieblingsstĂŒcke avanciert ist! LG bjmonitas
Danekschön! đ
Ein absoluter Traum!
Lieb von dir! Danke đ
Ich liebe diesen Stoff, die Stola, den Schal und hĂ€tte den im Leben nicht zerschnitten đ Wie schön, dass du dich jetzt entschieden hast, den so zu behalten, Die Farben sind nach wie fĂŒr ein Traum und ich bin froh, dass ich so absolut gar keinen Platz mehr habe, um auch nur ansatzweise ĂŒber einen Webrahmen nachzudenken. Das ĂŒberlasse ich dann euch. Ein schönes Projekt, auch wenn am Ende doch kein Sari draus wird… Aber irgendwie kann ich dich da gut verstehen, meine Spinnerei will ja nun auch kein Sari werden.
Hihi, ja keine Möglichkeit/keinen Platz zu haben, macht es sicher leichter „Nein“ zu sagen. Ich bin gespannt was aus deinem Sari-Garn wird. Schon eine Idee? Oder hab ich das schon gesehen und nicht in den richtigen Zusammenhang gebracht?
Boh was fĂŒr ein tolles Schal! Das hĂ€tte weh getan, wenn Du es zerschnitten hĂ€ttest!Hoffe ich kann ihn im Dezember bewundern đ
Ich weiĂ nicht ob Du das kennst Wasserlösliches Soluvlies es ist der Hammer und erleichert Dir das nĂ€hen an weichen Stoffen. Unterseite und Oberseite mit Vlies bedecken nĂ€hen fertig, dann einfach ins Wasser legen und alles löst sich auf. Ich das gemacht fĂŒr einen Schal aus Artyarn, den ich nicht gestrickt sondern wild vernĂ€ht habe.
Stimmt! Ich hab das schon mal in einem Blog gesehen! Danke dir von Herzen fĂŒr den Tipp! Das werde ich auf jeden Fall mal ausprobieren. Klasse đ
Wie die Tasche damals ist dieser Schal wieder so ein Traum, den du von Anfang an gelebt hast! Ich bin begeistert. Die Farben sind traumhaft. Was ich spektakulĂ€rsten finde, ist, dass du alles auf Handspindeln gesponnen hast – absoluter Wahnsinn. Ich bin mit meinem ersten Faden immer noch nicht so richtig weit, nehme aber genau solche Projekte wie deine als Motivation.
Liebe GrĂŒĂe,
Claudia
Liebe Claudia,
es freut mich, wenn ich dich mit meinem Bericht motivieren konnte auch groĂe Projekte mit Handspindeln anzugehen. Es ist möglich! Und dein Faden wird auch wachsen und es werden sicher noch einige schöne Garne aus deiner Hand entstehen. Warte ab đ
Viel SpaĂ dabei und herzliche GrĂŒĂe
Chanti