Kämmen und Kardieren

Fasern mischen mit Handkarden

In der Handspinnerei haben wir die Möglichkeit unterschiedliche Fasern miteinander zu vermischen, um so ganz individuelle Garne zu spinnen. Aber immer wieder höre ich, dass die Hemmungen da doch mitunter recht groß sind. Welche Fasern kann man überhaupt mischen? Was muss man beim Mischen beachten? Darum habe ich das Thema aufgegriffen und ein Video dazu gemacht.

In diesem Video und im Post gehe ich erst Mal auf das Mischen mit Handkarden ein. In weiteren Folgen werde ich auch noch auf den Umgang mit Wollkämmen und Hackle eingehen.

Über das Kardieren mit Handkarden habe ich neulich ein aktuelles Video gemacht. Solltet ihr mit dem Umgang mit Handkarden noch nicht vertraut sein, kann ich euch das nur wärmstens ans Herz legen.

Es gibt nichts was nicht geht

Erst einmal kann man eigentlich alles mischen. Die Frage ist immer nur, was für ein Ergebnis man erzielen möchte. Je unterschiedlicher die Fasern sind, desto besser sollten die Fasern vermischt sein – das schon Mal vor weg.

Was kann man also beim Mischen beachten?

Es gibt ein paar Punkte, die man in Erwägung ziehen kann:

  • -die Art der Fasern (Wolle, Seide, andere Tierhaare, Kunstfasern. Unterschiedliche Faserarten verhalten sich beim Spinnen auch anders.)
  • die Feinheit der Fasern (feinere Wollsorten fühlen sich beim Ausziehen anders an als gröbere und geben natürlich auch ein anderes Garn)
  • die Länge der Fasern (die Länge der Fasern hat direkten Einfluss darauf, wie wir sie beim Ausziehen halten und wie weit wir ausziehen können)

Grobe und feine Fasern

Als erstes Beispiel habe ich Walliser Schwarznase mit Alpaka gemischt. Alpaka ist eine sehr viel feinere und glattere Faser als Walliser Schwarznase.

Die zwei Batts habe ich unterschiedlich stark durchgemischt. Das obere zeigt deutlich die unterschiedlichen Fasern. Das untere, häufiger kardierte, hat einen anderen Farbton und die Fasern sind kaum noch von einander zu trennen.

Beim Spinnen bekommt man dadruch ganz unterschiedliche Effekte. Das Garn links im Bild ist aus dem Batt entstanden, das stärker durchgemischt war und tatsächlich hat es auch eher eine einheitliche Farbe und eine gleichmäßigere Stärke. Es lies sich auch sehr leicht spinnen.

Das Garn rechts ist aus dem weniger gemischten Batt entstanden. Das Spinnen war sehr viel anstrengender, weil das Alpaka so fein ist, dass es sich beim Spinnen gerne „vordrängelt“. Ausserdem ist Walliser Schwarznase sehr viel kürzer und somit passiert es leicht, dass der Faden reißt, wenn plötlich kein Alpaka mehr greifbar ist.
Das Garn sieht aber effektvoller aus, bekommt eher einen Zuckerstanden-Effekt und wird etwas unregelmäßiger.

Kurze und lange Fasern

Für die nächste Probe habe ich Coburger Fuchs, eine Faser mit durchschnittlicher Länge, mit Yak gemischt. Yak ist super super kurz und sehr sehr weich.

Das Problem bei so kurzen Fasern wie Yak ist, dass sie sich beim Kardieren gerne sammeln und schwierig unter zu mischen sind. Es braucht einige Durchgänge um zwei so unterschiedliche Fasern gleichmäßig mit einander zu vermischen.

So passiert es auch leicht, dass man selbst bei gut durchgemischten Batts, kleine Klumpen der kürzeren Fasern findet, die natürlich später auch so im Garn landen, wenn man sie nicht vorher heraus zupft.

Auch hier habe ich ein gleichmäßiger und ein weniger gleichmäßig gemischtes Batt kardiert.

Der Effekt des „Vordrängelns“ seitens der Coburger Fuchswolle war hier sogar noch stärker. Die oben liegende Garnprobe, entstanden aus dem weniger gemischten Batt, besteht fast zur Gänze aus Coburger Fuchs. Nur an einer Stelle hat sich ein wenig Yak reingekämpft.

Die untere Garnprobe dagegen bietet ein einheitlicheres Ergebnis und lies sich auch hier wieder leichter spinnen.

Feine Fasern und grobe Karden

Was man auch im Hinterkopf behalten sollte, ist ob Fasern und Karden zusammen passen.

Meine Ashford Handkarden, die ich für diese Versuche verwendet habe, haben eine Benadelung von 72ppi. Das ist eigentlich Durchschnitt und nicht wirklich grob. Aber kardiert man sehr feine Fasern wie zum Beispiel Seide, kann es trotzdem vorkommen, dass diese Knötchen bildet.
Auch hier kann häufigeres Durchkardieren helfen!

Was heißt häufig kardieren oder wechseln?

Beim Kardieren mit Handkarden arbeiten wir immer von einer Karde auf die andere. Beim Streichen der leeren Karde über die gefüllte werden die Fasern übertragen und es sammeln sich immer mehr Fasern auf der aktiven Karde. Bis zu einem gewissen Punkt…

Weiteres Streichen bringt dann nichts mehr. Erst durch das Übertragen der Fasern von einer Karde auf die andere und nochmaliges Bürsten, werden die Fasern weiter gemischt. Abgesehen davon, dass die Fasern die noch auf der passiven Karden unten lagen nach dem ersten Bürsten noch gar nicht gebürstet sind.

Zum Übertragen zeigen die Griffe der beiden Karden in die gleiche Richtung . Die Karde, von der die Fasern übertragen werden sollen, wird unter der anderen angesetzt, so dass die Nadeln parallel übereinander liegen.

Die unteren Haken der passiven Karde, hier rechts im Bild, können nun die Fasern greifen und die aktive Karde wird langsam hoch geschoben. Es kann helfen sie nicht komplett parallel, sondern ein wenig angewinkelt zu halten.

Damit alle Fasern von der passiven Karde gegriffen werden können, muss die komplette Fläche der aktiven Karde darüber wandern. Bei gebogenen Karden wie meinen, muss man daher eventuell auch den Winkel ein wenig verändern.

Für ein Ergebnis, wie das auf dem folgenden Bild, sind 5-6 Winkel nötig . Das ist die gleiche Alpaka/Seide-Mischung wie die weiter oben.

Fazit

Ausprobieren! Natürlich kann ich euch nur ein paar Beispiele zeigen. Es gibt so viele Wollsorten und Fasern, dass die Kombinationsmöglichkeiten unendlich sind.

Behaltet im Hinterkopf, dass unterscheidliche Fasern sich unterschiedlich Verhalten und dass die Länge der Fasern einen direkten Einfluss darauf hat, wie sich die Faseraufbereitung spinnen lässt.

Ich kann euch ohnehin nur empfehlen, erst Mal eine kleine Probe zu mischen und zu spinnen, so wie ich es im Video gezeigt habe, bevor ihr mit einem großen Projekt anfangt. Das dauert nicht lange und ihr seht schnell ob eure Idee so aufgeht, wie ihr es euch vorgestellt habt. Und wenn nicht, habt ihr auf jeden Fall was dazu gelernt.

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